Absicherung für Familien: Die 5 wichtigsten Policen nach der Krankenkasse
Neben der Krankenversicherung sind 5 Policen für Familien existenziell. Die Privathaftpflicht ist ein Muss, gefolgt von BU, Risikoleben, Hausrat und Rechtsschutz.

lassen Sie uns über ein Thema sprechen, das zugegebenermaßen nicht so viel Spaß macht wie die Planung der nächsten Geburtstagsfeier: Versicherungen. Allein das Wort klingt nach komplizierten Verträgen, Kleingedrucktem und Kosten. Aber als Eltern in Deutschland wissen wir, dass Verantwortung ein neuer Name für Liebe ist. Und ein großer Teil dieser Verantwortung besteht darin, unsere Familie vor den „Was-wäre-wenn“-Szenarien des Lebens zu schützen.
Wir alle haben eine Krankenversicherung – das ist Pflicht und selbstverständlich. Aber was ist mit dem Rest? Was passiert, wenn Ihr Kind beim Spielen versehentlich das Auto des Nachbarn zerkratzt? Was passiert, wenn ein Elternteil plötzlich nicht mehr arbeiten kann? Oder wenn ein Brand das gesamte Hab und Gut vernichtet?
Das deutsche Versicherungssystem ist ein Dschungel. Es gibt Dutzende von Policen, und viele davon sind überflüssig. Aber es gibt eine Handvoll, die für Familien nicht nur „nett zu haben“, sondern absolut existenziell sind.
In diesem Artikel räumen wir auf. Wir konzentrieren uns auf die 5 wichtigsten Versicherungen, die jede Familie in Deutschland haben sollte – die gesetzliche Krankenversicherung lassen wir bewusst außen vor. Wir erklären in einfachen Worten, was sie tun, warum sie für Eltern so entscheidend sind und worauf Sie beim Abschluss achten sollten.
Warum „Schutz“ für Familien mehr bedeutet als nur Gesundheit
Wenn wir an die Sicherheit unserer Kinder denken, kommen uns sofort der Kinderarzt, Pflaster und der Fahrradhelm in den Sinn. Das ist der gesundheitliche Schutz. Der finanzielle Schutz ist jedoch das Fundament, auf dem alles andere steht.
Eine Familie ist ein kleines Unternehmen mit hohen monatlichen Fixkosten (Miete, Essen, Kita-Gebühren, Kleidung) und einem unschätzbaren „Anlagevermögen“ (Ihren Kindern und Ihrer gemeinsamen Zukunft). Dieses Unternehmen muss gegen die größten Risiken abgesichert werden:
- Schäden, die Sie anderen zufügen (Haftung)
- Der Verlust der Arbeitskraft (Einkommenssicherung)
- Der Verlust eines Elternteils (Absicherung der Hinterbliebenen)
- Der Verlust Ihres Eigentums (Sachwerte)
- Rechtliche Streitigkeiten (Rechtsschutz)
Genau diese fünf Risiken decken die folgenden Versicherungen ab. Betrachten Sie sie als die fünf Säulen Ihres finanziellen Sicherheitshauses.
1. Die Privathaftpflichtversicherung: Das absolute MUSS für JEDEN
Wenn Sie nur eine einzige Versicherung aus dieser Liste abschließen dürften, dann wäre es diese. Die Private Haftpflichtversicherung ist in Deutschland die wichtigste freiwillige Versicherung überhaupt.
Was macht sie?
Sie zahlt für Schäden, die Sie, Ihr Partner oder Ihre Kinder versehentlich anderen Personen oder deren Eigentum zufügen. Das Gesetz in Deutschland ist da knallhart (§ 823 BGB): Wer einen Schaden verursacht, haftet dafür in unbegrenzter Höhe mit seinem gesamten privaten Vermögen – ein Leben lang.
Warum speziell für Familien unverzichtbar?
Kinder sind ein Haftungs-Hotspot. Sie handeln unvorhersehbar und können Gefahren nicht einschätzen. Ein paar klassische Beispiele:
- Ihr 5-Jähriger fährt mit dem Laufrad gegen Omas teure Standvase. (Sachschaden)
- Ihr 8-Jähriger wirft einen Stein beim Spielen und trifft das Fenster des Nachbarn. (Sachschaden)
- Ihr 10-Jähriger fährt mit dem Fahrrad auf die Straße und bringt einen Motorradfahrer zu Fall, der sich schwer verletzt. (Personenschaden)
Während die Vase ärgerlich ist, kann der verletzte Motorradfahrer Millionen kosten (Schmerzensgeld, Verdienstausfall, lebenslange Rente). Ohne Haftpflichtversicherung bedeutet das den Privatinsolvenz.
Worauf beim Abschluss achten?
- Hohe Deckungssumme: Mindestens 10 Millionen Euro (besser 50 Mio. €) für Personen- und Sachschäden. Das kostet nur wenige Euro mehr im Jahr.
- „Familientarif“: Stellen Sie sicher, dass Ihr Ehe- oder Lebenspartner und alle im Haushalt lebenden Kinder (auch Stief-, Pflege- und Adoptivkinder) im Vertrag eingeschlossen sind.
- „Deliktunfähige Kinder“ einschließen: Das ist der wichtigste Punkt für Eltern! Kinder unter 7 Jahren (im Straßenverkehr unter 10) sind „deliktunfähig“. Rein rechtlich haften sie (und oft auch Sie als Eltern, wenn Sie Ihre Aufsichtspflicht nicht verletzt haben) nicht. Wenn Ihr 6-jähriges Kind das Auto des Nachbarn zerkratzt, zahlt keine „normale“ Haftpflicht. Sie bleiben auf dem Schaden sitzen oder der Nachbarschaftsfrieden ist dahin. Eine gute Familienhaftpflicht hat die „Deliktunfähigkeitsklausel“ und übernimmt den Schaden trotzdem „aus Kulanz“.
- „Forderungsausfalldeckung“: Was ist, wenn Ihnen jemand einen Schaden zufügt, aber selbst keine Haftpflichtversicherung hat und pleite ist? Dann springt Ihre eigene Versicherung ein.
Kosten: Eine exzellente Familien-Haftpflichtversicherung kostet oft nur zwischen 60 € und 90 € pro Jahr.

2. Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die Einkommens-Rettung
Diese Versicherung ist das finanzielle Sicherheitsnetz für den „Motor“ der Familie: Ihre Arbeitskraft. Was passiert, wenn Sie oder Ihr Partner morgen wegen einer Krankheit (z.B. Burnout, Krebs, Bandscheibenvorfall) oder eines Unfalls monatelang oder sogar nie wieder in Ihrem Beruf arbeiten können?
Die staatliche „Erwerbsminderungsrente“ ist extrem gering und greift oft kaum. Sie reicht nicht annähernd, um den Lebensstandard einer Familie zu halten.
Was macht sie?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zahlt Ihnen eine monatliche Rente in der vereinbarten Höhe (z.B. 1.500 € oder 2.500 €), wenn Sie Ihren Beruf aus gesundheitlichen Gründen für voraussichtlich 6 Monate oder länger nicht mehr zu mindestens 50 % ausüben können.
Warum speziell für Familien unverzichtbar?
Das Einkommen eines oder beider Elternteile ist die Grundlage für alles: die Miete, die Lebensmittel, die Ausbildung der Kinder. Fällt ein Einkommen weg, gerät die gesamte Pyramide ins Wanken. Die BU sichert genau dieses Einkommen ab und sorgt dafür, dass die Familie in der Wohnung bleiben kann und die Kinder weiter ihre Hobbys ausüben können, auch wenn ein Elternteil schwer erkrankt.
Worauf beim Abschluss achten?
- Früh abschließen: Je jünger und gesünder Sie beim Abschluss sind, desto günstiger sind die Beiträge – ein Leben lang. Warten Sie nicht!
- Richtige Rentenhöhe: Sichern Sie ca. 70-80 % Ihres Nettoeinkommens ab.
- Laufzeit: Mindestens bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter (aktuell 67).
- „Abstrakte Verweisung“ ausschließen: Ein entscheidender Punkt! Der Vertrag darf nicht vorsehen, dass die Versicherung Sie auf einen anderen, ähnlichen Beruf verweisen kann (z.B. den Chirurgen auf einen Posten als medizinischer Gutachter).
- Ehrliche Gesundheitsfragen: Beim Antrag müssen Sie Gesundheitsfragen beantworten. Nehmen Sie sich Zeit und seien Sie 100 % ehrlich. Falsche Angaben können dazu führen, dass die Versicherung im Ernstfall die Zahlung verweigert.
3. Die Risikolebensversicherung: Schutz für den schlimmsten Fall
Über den eigenen Tod denkt niemand gerne nach. Als Elternteil ist es aber eine Pflicht. Die Risikolebensversicherung (RLV) ist die „Hinterbliebenen-Versicherung“.
Was macht sie?
Sie zahlt im Todesfall der versicherten Person eine vorab festgelegte Summe (z.B. 250.000 €) an die Begünstigten (z.B. den Partner oder die Kinder). Es ist eine reine Risikoversicherung: Sie zahlt nur, wenn der Todesfall während der Vertragslaufzeit eintritt. Es ist keine Geldanlage.
Warum speziell für Familien unverzichtbar?
Stellen Sie sich vor, der Hauptverdiener der Familie verstirbt. Neben der unermesslichen Trauer bricht sofort eine finanzielle Katastrophe herein. Wie soll der überlebende Partner die Miete, die Kredite (z.B. für ein Haus oder Auto) und die Ausbildung der Kinder allein stemmen? Die RLV fängt genau das auf. Sie gibt dem hinterbliebenen Elternteil die finanzielle Luft, um das Leben neu zu organisieren, ohne sofort in Armut zu verfallen oder das Haus verkaufen zu müssen.
Worauf beim Abschluss achten?
- Versicherungssumme: Als Faustregel gilt: Mindestens das 3- bis 5-fache des Brutto-Jahreseinkommens. Wenn Sie eine Immobilie finanzieren, muss die Summe mindestens die Restschuld des Kredits abdecken.
- Laufzeit: Die Versicherung sollte so lange laufen, bis die Kinder finanziell auf eigenen Beinen stehen (z.B. Ende des Studiums, ca. 20-25 Jahre) oder bis der Immobilienkredit abbezahlt ist.
- „Über Kreuz“ versichern: Wenn beide Partner arbeiten, ist es oft sinnvoll, zwei getrennte Verträge abzuschließen oder eine „Über-Kreuz-Versicherung“ zu wählen (Partner A versichert das Leben von Partner B und umgekehrt). Das kann steuerliche Vorteile bei der Auszahlung haben.
- Kosten: Da es eine reine Risikoabsicherung ist, sind die Beiträge (besonders für junge, gesunde Nichtraucher) oft erstaunlich günstig.
4. Die Hausratversicherung: Schutz für Ihr Hab und Gut
Wechseln wir vom Schutz der Personen zum Schutz der Dinge. Ihre Familie hat über Jahre hinweg Werte angesammelt: Möbel, Kleidung, Elektronik, Spielzeug, Fahrräder. Die Hausratversicherung schützt genau diesen „Inhalt“ Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses.
Was macht sie?
Sie ersetzt den finanziellen Schaden an Ihrem „Hausrat“, wenn dieser durch bestimmte Gefahren beschädigt oder zerstört wird. Die klassischen Gefahren sind:
- Feuer (Brand, Blitzschlag, Explosion)
- Leitungswasser (z.B. durch einen Rohrbruch)
- Sturm und Hagel
- Einbruchdiebstahl (und Vandalismus nach einem Einbruch)
Warum speziell für Familien unverzichtbar?
Rechnen Sie einmal zusammen: Was würde es kosten, alles in Ihrer Wohnung auf einen Schlag neu zu kaufen? Vom Sofa über die Waschmaschine bis zur Winterjacke für alle Kinder. Bei einer Familie kommt schnell eine Summe von 30.000 €, 50.000 € oder mehr zusammen. Ein Wohnungsbrand oder ein großer Wasserschaden kann eine Familie finanziell ruinieren, wenn sie alles neu anschaffen muss.
Worauf beim Abschluss achten?
- Korrekte Versicherungssumme: Das ist der häufigste Fehler. Die Summe muss dem Neuwert (!) all Ihrer Sachen entsprechen. Viele Versicherer bieten eine Pauschale pro Quadratmeter an (z.B. 650 €/qm). Wenn Sie diese wählen, verzichtet die Versicherung oft auf die „Prüfung der Unterversicherung“. Das ist sehr zu empfehlen!
- „Grobe Fahrlässigkeit“ einschließen: Achten Sie darauf, dass der Vertrag Schäden deckt, die „grob fahrlässig“ verursacht wurden. Beispiel: Sie verlassen kurz die Wohnung, während die Waschmaschine läuft und diese löst einen Wasserschaden aus.
- Fahrraddiebstahl: Ist oft nur extra eingeschlossen. Prüfen Sie, ob Ihre (teuren) Fahrräder auch außerhalb der Wohnung (z.B. nachts auf der Straße) versichert sind.
5. Die Rechtsschutzversicherung: Schutz vor teuren Streitigkeiten
Leben bedeutet leider auch Konflikt. Und Konflikte in Deutschland können schnell vor Gericht landen – und das wird extrem teuer (Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten).
Was macht sie?
Die Rechtsschutzversicherung übernimmt diese Kosten für Sie, wenn Sie in einen Rechtsstreit geraten. Sie hilft Ihnen, Ihr gutes Recht durchzusetzen, ohne Angst vor den Kosten haben zu müssen.
Warum speziell für Familien unverzichtbar?
Als Familie hat man viele potenzielle Konfliktpunkte:
- Wohnen: Streit mit dem Vermieter wegen Nebenkosten, Schimmel oder Kündigung.
- Beruf: Probleme mit dem Arbeitgeber (z.B. Kündigung, ungerechtes Arbeitszeugnis).
- Verkehr: Sie werden in einen Unfall verwickelt und streiten um die Schuldfrage oder Schmerzensgeld.
- Kinder & Schule: Zwar seltener, aber Streit um einen Kita-Platz oder die richtige Einschulung kann vorkommen.
- Verträge & Einkauf: Streit mit einem Reiseveranstalter oder bei einem teuren Online-Kauf.
Ohne Rechtsschutzversicherung überlegt man es sich zweimal, ob man wegen einer fehlerhaften Nebenkostenabrechnung von 500 € einen Anwalt für 300 € einschaltet. Mit Versicherung können Sie Ihre Rechte wahrnehmen.
Worauf beim Abschluss achten?
- Baustein-System: Rechtsschutz wird oft in Bausteinen verkauft: Privat, Beruf, Verkehr, Wohnen. Wählen Sie die Bausteine, die Sie brauchen. Für die meisten Familien ist die Kombination aus Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz ideal. Mieter sollten den Wohn-Rechtsschutz (Mietrecht) dazunehmen.
- Selbstbeteiligung (Selbstbehalt): Eine Selbstbeteiligung (z.B. 150 € oder 250 € pro Fall) senkt den Jahresbeitrag erheblich und ist meist sinnvoll, da sie die Versicherung von Kleinstfällen fernhält.
- Wartezeit: In vielen Bereichen (außer z.B. Verkehrsunfällen) gibt es eine Wartezeit von meist 3 Monaten nach Vertragsabschluss. Sie können also nicht heute eine Versicherung abschließen und morgen einen bestehenden Streit einklagen.
Ein kleines Fazit zur großen Sicherheit
Puh, das war viel Information. Aber lassen Sie sich nicht entmutigen. Diese fünf Versicherungen sind das Fundament, das Ihre Familie vor den größten finanziellen Stürmen schützt.
Hier ist die Rangliste nach Wichtigkeit:
- Haftpflichtversicherung: Absolut existenziell. Schützt vor Forderungen anderer in Millionenhöhe.
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Existenziell. Sichert Ihr eigenes Einkommen und damit den Lebensunterhalt der Familie.
- Risikolebensversicherung: Existenziell. Sichert die Hinterbliebenen im Todesfall ab (besonders bei Immobilienkrediten).
- Hausratversicherung: Sehr wichtig. Schützt Ihr erarbeitetes Eigentum vor Zerstörung.
- Rechtsschutzversicherung: Wichtig. Hilft Ihnen, Ihr Recht durchzusetzen, ohne ein finanzielles Risiko einzugehen.
Gehen Sie diese Liste Punkt für Punkt durch. Überprüfen Sie, was Sie bereits haben, und schließen Sie die Lücken, die Sie als am dringendsten erachten. Es geht nicht darum, sich vor allem zu fürchten – es geht darum, die Freiheit zu haben, das Leben mit Ihren Kindern zu genießen, weil Sie wissen, dass für den Ernstfall vorgesorgt ist.


