ETFs in Deutschland: Wie Sie mit kleinen Beträgen langfristig Vermögen aufbauen
Der Artikel erklärt, wie ETFs als einfache und kostengünstige Anlageform jedem erlauben, passiv Vermögen aufzubauen. Er zeigt, wie ein ETF-Sparplan funktioniert und warum langfristiges Investieren mit kleinen Beträgen dank Zinseszins besonders wirkungsvoll ist.

Hallo und herzlich willkommen! Sprechen wir über Geld. Genauer gesagt, darüber, wie wir unser Geld vermehren können, anstatt zuzusehen, wie es auf dem Girokonto langsam an Wert verliert. Das Wort „Inflation“ haben wir alle satt, aber es ist eine Tatsache. Und das gute alte „Sparbuch“? Bei Zinsen nahe null ist es leider keine Lösung mehr.
Viele Menschen denken bei „Börse“ oder „Aktien“ sofort an komplizierte Charts, hohes Risiko oder reiche Banker in Frankfurt. Die gute Nachricht: Diese Zeiten sind vorbei. Es gibt ein Werkzeug, das es absolut JEDEM ermöglicht, einfach, günstig und mit sehr kleinen Beträgen am weltweiten Wirtschaftswachstum teilzuhaben. Dieses Werkzeug heißt ETF.
In diesem Artikel brechen wir das Thema komplett herunter. Wir klären, was ein ETF ist, wie Sie mit einem „Sparplan“ schon ab 25 € im Monat investieren können und warum Zeit Ihr größter Verbündeter ist. Keine Sorge, Sie brauchen kein Finanzstudium – nur 15 Minuten Lesezeit.
Was ist überhaupt ein ETF?
Fangen wir ganz von vorne an. Die Abkürzung ETF steht für „Exchange-Traded Fund“. Auf Deutsch: ein „börsengehandelter Indexfonds“.
Okay, das klingt schon wieder kompliziert. Brechen wir es einfacher herunter.
Stellen Sie sich vor, Sie möchten in den Aktienmarkt investieren. Sie könnten jetzt versuchen, die „beste“ Aktie zu finden. Kaufen Sie Apple? Oder lieber Volkswagen? Oder vielleicht die Allianz? Das Problem: Es ist extrem schwierig, die Gewinner von morgen vorherzusagen. Wenn Sie auf das falsche Pferd setzen, können Sie viel Geld verlieren.
Die Magie des „Korb-Prinzips“
Ein ETF löst dieses Problem auf geniale Weise. Statt einer einzelnen Aktie kauft ein ETF einfach alle Aktien aus einem bestimmten Markt oder Index. Ein ETF ist wie ein riesiger Einkaufskorb.
Das bekannteste Beispiel ist der MSCI World Index. Das ist ein Korb, der über 1.500 Aktien der größten Unternehmen aus 23 Industrieländern (USA, Japan, Deutschland, Großbritannien usw.) enthält. Wenn Sie einen Anteil an einem MSCI World ETF kaufen, gehört Ihnen automatisch ein winziges Stück von Apple, Microsoft, Amazon, Siemens und 1.500 anderen Firmen.
Wenn es einer einzelnen Firma in diesem Korb schlecht geht (z.B. ein Autohersteller hat einen Skandal), ist das nicht schlimm, denn die 1.499 anderen Unternehmen fangen das auf. Sie wetten nicht auf ein einzelnes Unternehmen, sondern auf die Entwicklung der Weltwirtschaft – und die ist langfristig (trotz aller Krisen) immer gewachsen.
ETFs sind „passiv“. Das bedeutet, es gibt keinen teuren Fondsmanager, der versucht, den Markt zu schlagen. Der ETF bildet einfach stur den Index (den Korb) nach. Und genau das macht sie so unglaublich günstig.
Der „Sparplan“: Wie Sie in Deutschland automatisch investieren
Das Beste an ETFs ist, dass Sie keine Tausende von Euro brauchen, um anzufangen. Hier kommt der ETF-Sparplan (auf Deutsch: ETF-Sparplan) ins Spiel. Das ist das mächtigste Werkzeug für den langfristigen Vermögensaufbau in Deutschland.
Was genau ist ein ETF-Sparplan?
Ein Sparplan ist im Grunde nichts anderes als ein „Dauerauftrag“ für Ihre Geldanlage.
Sie eröffnen ein spezielles Konto, ein sogenanntes „Depot“ (das ist wie ein Girokonto für Wertpapiere), bei einer Bank oder einem Online-Broker. Dort legen Sie fest: „Ich möchte jeden Monat 50 € in den ETF XY investieren.“
Das war’s. Jeden Monat wird dieser Betrag automatisch von Ihrem Girokonto abgebucht und in ETF-Anteile investiert. Sie müssen sich um nichts kümmern. Kein Market-Timing, kein Stress.
Die meisten Online-Broker in Deutschland (wie Trade Republic, Scalable Capital, Comdirect oder ING) bieten ETF-Sparpläne schon ab 1 €, 10 € oder 25 € pro Monat an. Sie sind zudem extrem flexibel: Sie können den Betrag jederzeit ändern, den Sparplan pausieren oder stoppen. Es gibt keine Kündigungsfrist.
Der Cost-Average-Effekt (Der Autopilot-Vorteil)
Der Sparplan hat einen riesigen psychologischen Vorteil: den Durchschnittskosteneffekt (Cost-Average-Effect).
Wenn die Börsenkurse hoch sind, kaufen Sie mit Ihren 50 € automatisch weniger Anteile. Wenn die Börsenkurse fallen (also „im Angebot“ sind), kaufen Sie mit denselben 50 € automatisch mehr Anteile. Über die Jahre glätten Sie so Ihren durchschnittlichen Einkaufspreis und nehmen die Angst vor dem „falschen Einstiegszeitpunkt“ komplett aus der Gleichung.
Warum ETFs? Die unschlagbaren Vorteile
Es gibt drei Hauptgründe, warum ETFs für Privatanleger allen anderen Anlageformen (wie aktiven Fonds, Lebensversicherungen oder Bausparverträgen) überlegen sind.
1. Unglaubliche Diversifikation (Breite Streuung)
Wie oben beschrieben: Sie legen nicht alle Eier in einen Korb. Mit einem einzigen ETF (z.B. auf den MSCI World oder FTSE All-World) streuen Sie Ihr Geld über Tausende von Unternehmen, Dutzende Länder und verschiedene Branchen. Das Risiko eines Totalverlusts ist damit praktisch ausgeschlossen. Um mit einem MSCI World alles zu verlieren, müsste die gesamte Weltwirtschaft auf null fallen – und dann hätten wir ohnehin andere Probleme.
2. Extrem niedrige Kosten
Das ist der wichtigste Punkt! Klassische, „aktive“ Fonds, die Ihnen Ihr Bankberater oft verkaufen möchte, kosten viel Geld. Der Fondsmanager und die Bank wollen bezahlt werden. Diese Kosten liegen oft bei 1,5 % bis 2,5 % pro Jahr.
Ein ETF, der nur passiv einen Index nachbildet, kostet dagegen oft nur 0,07 % bis 0,25 % pro Jahr. Das zeigt die sogenannte TER (Total Expense Ratio) oder Gesamtkostenquote an.
Das klingt nach wenig, aber über 20 Jahre fressen 2 % Kosten fast die Hälfte Ihres potenziellen Gewinns auf! Niedrige Kosten sind der Turbo für Ihre Rendite.
3. Die Macht des Zinseszinses

Albert Einstein nannte den Zinseszins das „achte Weltwunder“. Bei einem ETF-Sparplan funktioniert er so: Im ersten Jahr erwirtschaften Ihre eingezahlten 1.000 € eine Rendite (sagen wir 7 %, also 70 €). Im zweiten Jahr arbeiten nicht nur Ihre neuen Einzahlungen, sondern auch die 1.070 € vom Vorjahr. Ihre Gewinne machen also selbst wieder Gewinne.
Dank dieses Effekts wächst Ihr Vermögen exponentiell – nicht linear. Und der größte Hebel dafür ist Zeit. Je früher Sie anfangen, selbst mit nur 25 €, desto gewaltiger ist die Wirkung.
Ehrlich und Transparent: Die Risiken von ETFs
Keine Rendite ohne Risiko. Es ist wichtig, auch die Nachteile zu verstehen. Wer Ihnen etwas anderes erzählt, ist nicht seriös.
1. Das Marktrisiko (Schwankungen): ETFs investieren in Aktien. Und Aktienmärkte schwanken. Es wird Phasen geben (Wirtschaftskrisen, Pandemien, Kriege), in denen Ihr Depot im Minus ist. Es kann sein, dass Ihr Investment nach zwei Jahren 30 % weniger wert ist als Ihre Einzahlungen. Das ist normal und gehört dazu. Man nennt das „Volatilität“.
2. Kein Kapitalschutz: Anders als beim Sparbuch gibt es keine Garantie. Ihr Kapital ist nicht geschützt, und die Rendite ist nicht sicher.
Die Lösung für diese Risiken ist einfach: Ein langer Anlagehorizont. Sie dürfen in ETFs niemals Geld investieren, das Sie in den nächsten 3, 5 oder 10 Jahren benötigen (z.B. für ein Auto oder eine Notreserve). ETFs sind ein Marathon, kein Sprint. Historisch gesehen hat die Weltwirtschaft (z.B. der MSCI World) über jeden beliebigen Zeitraum von 15 Jahren immer eine positive Rendite erzielt. Sie müssen die Schwankungen einfach „aussitzen“.
Wie finde ich den richtigen ETF?
Die Auswahl bei Brokern ist riesig, Tausende ETFs sind verfügbar. Aber keine Sorge, für 95 % aller Anleger reichen ein oder zwei ETFs völlig aus.
Ein Index für die ganze Welt: Der MSCI World
Der Klassiker für Einsteiger. Er deckt, wie gesagt, die ca. 1.500 größten Firmen aus 23 Industrieländern ab. Der große Vorteil: Er ist einfach zu verstehen und extrem günstig. Der Nachteil: Er hat einen sehr hohen USA-Anteil (ca. 70 %) und es fehlen die Schwellenländer (wie China, Indien, Brasilien).
Beispiel-ETFs: iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983) oder Xtrackers MSCI World (IE00BJ0KDQ92)
Die „All-World“-Alternative: Der FTSE All-World
Viele Experten (mich eingeschlossen) bevorzugen diesen Index. Der FTSE All-World enthält nicht nur die Industrieländer, sondern auch die Schwellenländer. Er investiert in fast 4.000 Unternehmen weltweit. Er ist die „Eine-Welt-Lösung“ und die maximale Diversifikation, die Sie in einem einzigen ETF bekommen können.
Beispiel-ETF: Vanguard FTSE All-World (IE00BK5BQT80)
Was ist mit dem DAX?
Der DAX bildet die 40 größten Unternehmen in Deutschland ab. Als alleiniges Investment ist der DAX eine schlechte Idee. Sie würden Ihr gesamtes Geld in ein einziges Land (Deutschland) und wenige Branchen (Auto, Chemie) investieren. Das ist ein „Klumpenrisiko“. Deutschland ist wichtig, aber im FTSE All-World ist es bereits automatisch enthalten.
„Akkumulierend“ oder „Ausschüttend“?
Sie werden diese beiden Begriffe sehen. Sie sind wichtig:
- Ausschüttend (Distributing): Der ETF zahlt Ihnen die Gewinne (Dividenden) der Unternehmen 1-4 Mal pro Jahr auf Ihr Konto aus. Das ist motivierend, weil Sie einen Geldfluss sehen.
- Akkumulierend (Thesaurierend): Der ETF behält die Dividenden und reinvestiert sie sofort automatisch wieder in mehr Anteile.
Für den langfristigen Vermögensaufbau ist akkumulierend (thesaurierend) besser, weil der Zinseszinseffekt hier maximal genutzt wird. Sie müssen sich um nichts kümmern.
Simulation: Was wird aus 25 €, 50 € oder 100 € im Monat?
Jetzt wird es spannend. Was passiert, wenn man kleine Beträge über lange Zeit investiert? Nehmen wir eine realistische, aber unverbindliche (!) historische Durchschnittsrendite von 7 % pro Jahr an. (Manchmal ist es mehr, manchmal weniger).
Hier ist, was aus Ihren monatlichen Sparraten werden könnte:
| Monatliche Sparrate | Eingezahlt nach 10 J. | Gesamtwert nach 10 J.
(bei 7% p.a.) |
Eingezahlt nach 20 J. | Gesamtwert nach 20 J.
(bei 7% p.a.) |
|---|---|---|---|---|
| 25 € | 3.000 € | ca. 4.380 € | 6.000 € | ca. 13.100 € |
| 50 € | 6.000 € | ca. 8.760 € | 12.000 € | ca. 26.200 € |
| 100 € | 12.000 € | ca. 17.520 € | 24.000 € | ca. 52.400 € |
Schauen Sie sich die 20-Jahres-Zahlen an: Bei einer Sparrate von 100 € haben Sie 24.000 € eingezahlt, besitzen aber 52.400 €. Ihr Geld hat sich mehr als verdoppelt, und 28.400 € sind reine Gewinne (Zinseszins). Das ist die Magie des langfristigen Sparens.
Ein kurzer Blick auf die Steuern in Deutschland
Ja, auch in Deutschland müssen Gewinne aus Kapitalanlagen versteuert werden. Aber die Regierung macht es uns relativ einfach.
Sobald Sie Gewinne realisieren (also Anteile verkaufen) oder Dividenden erhalten, fällt die Abgeltungsteuer an. Das sind pauschal 25 % Steuer plus Solidaritätszuschlag (und ggf. Kirchensteuer). Das klingt viel, aber jetzt kommt der Trick:
Jede Person in Deutschland hat einen Sparer-Pauschbetrag (auch Freibetrag genannt) von 1.000 € pro Jahr (bzw. 2.000 € für Verheiratete). Das bedeutet, dass Ihre Kapitalerträge (Dividenden und realisierte Gewinne) bis zu 1.000 € pro Jahr komplett steuerfrei sind!
Damit der Broker das weiß, müssen Sie bei ihm einen „Freistellungsauftrag“ einrichten. Das ist ein einfacher Klick im Online-Banking. Solange Ihre Gewinne unter dieser Grenze liegen, zahlen Sie 0,00 € Steuern.
(Hinweis: Bei thesaurierenden/akkumulierenden ETFs gibt es seit 2018 die „Vorfabpauschale“, die jährlich besteuert wird. Aber auch hier greift der Freistellungsauftrag, und der Broker erledigt die Berechnung vollautomatisch für Sie. Sie müssen sich darum keine Sorgen machen.)
Der beste Zeitpunkt zu starten war gestern
Vermögensaufbau ist kein Hexenwerk mehr. ETFs und Sparpläne haben die Geldanlage demokratisiert. Sie brauchen keinen reichen Vater oder einen teuren Bankberater. Sie brauchen nur ein Depot, einen ETF auf die Weltwirtschaft und ein paar Euro im Monat.
Der größte Fehler, den Sie machen können, ist nicht anzufangen. Nicht aus Angst vor einem Crash, nicht weil Sie denken „25 € bringen ja eh nichts“. Wie die Tabelle zeigt: Sie bringen eine ganze Menge! Die Disziplin des automatischen Sparens und die unaufhaltsame Kraft des Zinseszinses sind stärker als jede kurzfristige Krise. Fangen Sie heute an – Ihr zukünftiges Ich wird es Ihnen danken.

